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„Prossima fermata – next stop – nächster Halt“ 

… spuckt der Bildschirm im Zug in ähnlichem Rhythmus aus, wie er über die Gleise saust. Hinweise darauf, welche Orte die nächsten sein werden, sind in großen Lettern erkennbar. Dazu die geplante Uhrzeit plus Verspätung. Praktisch. Ich werde rechtzeitig darin erinnert, meine Sachen zu packen und bis dahin kann ich die vorbeiziehende Landschaft bestaunen.

Manchmal wünschte ich eine Anzeige wie diese für mein Leben: Ich würde zu gerne wissen, wo und wann die nächste Station sein wird. Ja, ich will einen Fahrplan, der mir Orientierung und Sicherheit verschafft. Was gäbe ich für eine Kristallkugel, die meinen persönlichen Emotionsweg vorhersagt: Werde ich Tränen der Euphorie vergießen oder mich leidvoll von etwas verabschieden? Kommt das Glück in Einhorn Gestalt auf mich zu galoppiert oder ereilt mich eine Hiobsbotschaft?

Das Beruhigende im Beunruhigenden ist, dass wir es nicht wissen. Dass wir bloß darauf vertrauen können, dass wir bis zum jetzigen Moment alles bewältigt haben. Dass wir – auch ganz ohne Zertifikat und Abschlussprüfung – wahre Lebens-Meister:innen sind. Dass wir dunkle Tunnel ebenso durchfahren wie den Anblick atemberaubender Gebirgszüge genossen haben. Dass wir manchmal im finsteren Güterabteil auf Kohlebergen gekauert sind und wir aber auch in der glamourösen ersten Klasse ausgelassen Champagner getrunken haben. Vielleicht hat mal jemand die Notbremse betätigt, obwohl wir gerne noch weiter gefahren wären. Vielleicht hatten wir mal Verspätung und waren auch mal zum absolut richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. 

Schon alleine das Wissen darüber, dass ich auf all diesen Stationen und Wegen einen Rucksack voller Erinnerungen gesammelt habe und mir diese als persönliche Lernerfahrungen immer zur Verfügung stehen, sind vermutlich mehr wert als jede Kristallkugel. Aber schön wärs halt manchmal … 😉