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Der Hase, mein Lehrmeister! Oder vom happy end am Gemüsebeet

Ich bin heuer im Frühling unter die Bäuer*innen gegangen. Zumindest im Nebenerwerb oder gelinde gesagt als Hobby: Urban farming auf einer gepachteten Fläche von 20 Quadratmetern.

Nichts bereitet mir mehr Freude, als in der Erde zu graben und mein Feld zu beackern. Mich überraschen zu lassen, was da alles sprießt. Neben den gewünschten Kräutlein und Gemüse selbstverständlich auch Unkraut. Davon heuer eine Unmenge. Stunde um Stunde habe ich dann gejätet und geharkt und gejätet und geharkt … Mühevolle Handarbeit, die durchaus auch sehr anstrengend werden kann. Vor allem für den Rücken einer ‚mittelalterlichen’ Frau. Als die Beete gänzlich von Unkraut befreit und für die weitere Bepflanzung vorbereitet waren, kaufte ich junge Pflanzen beim Gärtner des Vertrauens. Darunter auch Sellerie und Zwiebel. Liebevoll eingepflanzt betrachtete ich am Abend im Schweiße meines Angesichts zufrieden meinen Fortschritt auf den Beeten. Und malte mir schon aus, wie reich die Ernte ausfallen würde.

Am nächsten Morgen die herbe Enttäuschung: Alles junge Grün weg! Ein nächtlicher Gourmet – ich tippe auf den Hasen – hat alles ratzeputz abgefressen. Meinen Sellerie und meine Zwiebelpflanzen als besonderen Leckerbissen einfach verspeist. Obwohl ich eine große Tierfreundin bin, habe ich in diesem Moment das Langohr verflucht! Möge er das nächste Mal seinen Hunger doch beim Nachbarn stillen! Ich gebe es zu: Sogar einige Tränen des Zorns bahnten sich den Weg. Zu groß die Enttäuschung, dass mein intensiver tagelanger Einsatz für die Katz’, also eigentlich für den Has’, gewesen sein soll.

Nach gutem Zureden meines Vaters, der mir als Kind die Liebe zur Natur näherbrachte, beruhigte ich mich wieder und beschloss, die Überreste der Pflanzen noch nicht auszugraben, sondern erstmal stehen zu lassen. Vielleicht würden sie doch noch etwas werden?

Und genauso wie die Hoffnung keimte, sprießten neue Triebe und alles wuchs. Die Zwiebeln wurden letztendlich so groß, dass ich mir selbst den Titel „die schönsten Zwiebeln vom ganzen Feld“ verlieh. Und so schmackhaft – ich könnte ins Schwärmen geraten und bin zugegeben ziemlich stolz auf meinen gärtnerischen Erfolg. Und überlege, meine Zwiebelproduktion im nächsten Jahr auszuweiten.

Was habe ich also vom Hasen gelernt? Junge, frisch gepflanzte Zwiebel wachsen besser, wenn man das Grün oben erstmal kappt. Das werde ich nächstes Jahr gleich selbst mit der Schere erledigen. Ich bin Meister Lampe im Nachhinein ziemlich dankbar um seinen Einsatz in meinem Beet. Vom Feind wurde er zum Freund, zum geliebten Felltier, das dankenswerterweise auch in der Stadt noch Lebensraum findet. Er entwickelte sich vor allem zu einem Lehrer in Sachen Gemüsebau! Wer hätte das gedacht?

Und diese Erkenntnis nehme ich auch ins übrige Leben mit: Manchmal ärgert uns wer oder was ganz schrecklich oder wir erleben Kummer. Doch genau jene schwierigen Situationen können uns die größten Erkenntnisse bieten. Wir erhalten Chancen für unsere weitere Entwicklung, können als Persönlichkeit reifen oder etwas Neues dazu lernen. Auch wenn das im ersten Moment oft nicht ersichtlich sein mag und unangenehme oder schmerzliche Gefühle dominieren – ein happy end ist niemals ausgeschlossen!