Ich mag diese Frage. So oft gehört. So vertraut und typisch für unsere Breitengrade. Erst neulich an der Wurstbudel schnappe ich ebendiesen Satz auf, den eine Verkäuferin freundlich trällert: „Darf’s a bissl mehr sein?“
In meinem Kopf beginnt es zu rattern: „Mehr, mehr, mehr – immer mehr … Darf’s vielleicht auch a bissl weniger sein?“ Ich selbst versuch ja gerade weniger zu werden, also in Kilos auf der Waage. Modern gewordene Minimalismus-Konzepte lebe ich schon länger – liebend gern fahre ich seit jeher ins Altstoffsammelzentrum und befreie mich von angesammeltem Materiellem und kaufe wenig. Meine geliebten Mitbewohner mit Hang zum Sammeln versuche ich von der Sinnhaftigkeit dessen zu überzeugen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Wovon wünsche ich mir denn nun weniger? Für mich, für uns als Gesellschaft?
Ich wünsche mir weniger Likes, dafür mehr echte Komplimente. Direkt ausgesprochen, mit Blickkontakt und Gefühl. Menschen durch persönliche Anerkennung berühren und stärken – das wirkt. Ein verbalisiertes Daumen hoch. „Das gefällt mir, gut gemacht!“
Ich wünsche mir weniger Kalendersprüche und millionenfach geteilte Weisheiten. Weniger Reproduktion, dafür mehr Mut, die eigene Meinung zu finden und davon zu erzählen. Diskutieren wir, ergänzen und respektieren wir uns in all unserer Unterschiedlichkeit.
Ich wünsche mir weniger laute Musik an allen Ecken und Enden, weniger Pling-Pling und Pieps-Pieps, weniger Leuchtreklame und aufpoppende Werbefenster. Weniger Übertönen und Überstrahlen, sondern mehr Stille. Um das Wesentliche wieder wahrnehmen zu können. Den Menschen neben mir. Den Raum, in dem ich mich befinde. Die Atmosphäre. Mich selbst.
In diesem Sinne: Darf’s auch a bissl weniger sein?